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Ayacucho Notizen 07: Erziehung - Gesellschaftsentwicklung

Aufenthalt 18.2. bis 3.3.2007

von Michael Palomino (April 2007)

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Erziehung


KINDER

-- 7-Jährige trägt 1-Jährige auf dem Rücken, die Mutter marschiert vor der Tochter mit Gepäck

-- Kinderwagen existieren praktisch nicht in Ayacucho, und wenn, dann ist es ein improvisierter Kinderwagen, wenn das Kind unbedingt fahren will

-- gestillt wird an jedem Ort: im Park, im Bus, im Mototaxi, Nuggi oder Schnuller gibt es nicht, es gibt nur die Brust der Mutter


SCHULE: SCHRIFT

-- es gibt Leute in Peru, die schreiben ein "n" immer als "m" und die schreiben ein "m" immer als zwei "nn", weil sie den Haken am Anfang bis ganz an die Grundlinie ziehen. Das muss man wissen wenn diese Leute einem E-Mail-Adressen schreiben, auf alle Fälle muss man immer nachfragen und selbst die E-Mail-Adresse nochmals schreiben und nachfragen, ob es "so" richtig ist, um Missverständnisse zu vermeiden


SCHULE: ÜBERFLÜSSIGE UND TEURE SCHULUNIFORMEN

-- in Peru herrscht Schulrassismus durch Geld: ohne Schuluniform (200 Soles kostet eine Schuluniform pro Jahr, plus eine Sportuniform, insgesamt 400 Soles, eventuell sogar zweimal pro Jahr wegen des Wachstums der Kinder) und ohne Büchergeld ist kein Schulbesuch möglich (Angabe von Vater Ciriaco Sosa)

-- Schulkinder ohne Schuluniformen in "normalen" Kleidern werden nicht in die Schule gelassen, sondern aus dem Schulhaus gejagt (Angabe von Vater Ciriaco Sosa)

-- die Regierung behauptet, verschieden farbig angezogene Kinder würden in der Schule stören (Angabe von Vater Ciriaco Sosa)

->> die militaristische peruanische Regierung formt in der Schule ihre Kindersoldaten in Uniformen und nimmt den Analphabetismus von 100'000en Kindern in Kauf, und die Eltern müssen die Schuluniformen bezahlen, und so müssen die Lehrer die Lehrmittel für die Schüler bezahlen, weil die Uniformen so viel kosten und das Geld für Bücher und Hefte fehlt...

-- die Schuluniformen (Schuluniform und Sportuniform) für die grosse 14-jährige Tochter kosten 500 Soles pro Jahr, unabhängig von der Grösse (Angabe von Vater Alejandro und Mutter Antonieta Gaillardo)

-- die Diskriminierung durch den Zwang zu den teuren Schuluniformen beträgt ca. 20%: Ca. 20% der Kinder können nicht in die Schule, weil die Eltern das Geld für die dummen Schuluniformen nicht haben (Angabe von Vater Alejandro und Mutter Antonieta Gaillardo)

->> insgesamt geht für die Schule für Uniformen und für Schulmaterial so viel Geld drauf, dass für Investitionen und für Möbel kein Geld mehr bleibt

-- für einen 10-jährigen Sohn kosten die Schuluniformen 400 Soles pro Jahr (Angabe von Mutter Moya)

->> eine Experimentierklasse ohne Schuluniformen in Ayacucho wäre sehr lohnenswert, und dann könnte man das Geld für sinnvollere Sachen einsetzen

-- 232 Soles kostet die Schuluniform für ein 6 Jahre altes Kind (Angabe einer Mutter bei den Angelitos)


SCHULE: SCHULSTOFF OHNE ANLEITUNG GEGEN DIE ARMUT

-- in der Schule fehlt der Unterricht, um aus der Armut herauszukommen
  
-- die ganze Schule nützt einen Humbug, denn gegen die Armut hilft sie nicht, weil die Armut im Schulstoff nicht vorkommt. Theaterspiel würde helfen mit Szenen, wie die Leute aus der Armut herauskommen

-- es fehlt eine Methodik, um aus der Armut herauszukommen, oder um das Leben umzustellen, wenn man vom Land in die Stadt zieht oder die Region und die Klimazone wechselt

-- Lehrer müssen ihren Schülern z.T. die Schulbücher oder Schulhefte kaufen, weil die Eltern kein Geld haben

-- die armen Leute wissen selber nicht, wo sie anfangen sollen, um aus der Armut herauszukommen!


SCHULE: RASSISMUS GRINGO-MANIPULATION

-- in der Schule wird bereits ein Feindbild gegen die "Gringos" festgelegt, aber das Feindbild macht die Länder nicht stärker, sondern provoziert eine negative Abhängigkeit

-- das Gringo-Vorurteil ist in Ayacucho sehr stark aus Hilflosigkeit, von wildfremden Leuten werde ich als "Gringo" verächtlich angesprochen, wenn ich auf einer Treppe sitze

-- die Schule sagt den Zusammenhang Gringo - Green-go nicht, und so rattern alle in die Manipulation, und die peruanischen Männer sagen "Gringo" gegen Weisse, um ihre Mädchen zu "verteidigen"...

->> Hilfe ist z.T. überhaupt nicht beliegt, und der falsche Stolz ist verteidigt, auch ohne Waschmaschine. Die Vorurteile führen im Extremfall bis zur Hysterie.


SCHULSTOFF OHNE VIELE FREMDSPRACHEN

-- da die Peruaner und Peruanerinnen kaum Fremdsprachen können, erkennen sie die Manipulation und "amerikanische" Produkte nicht und verkaufen die "amerikanischen" Produkte und demontieren so ihre eigene Wirtschaft, z.B. wenn 5 "amerikanische" Kugelschreiber 1 Sol kosten mit einer "amerikanischen" Flagge auf der Verpackung

-- die Hotel-Bubis an der Hotel-Rezeption schauen TV und spielen Computerspiele, statt dass sie Sprachen lernen


SPIELE

-- es fehlen grundlegende Spiele für Schlechtwetterperioden wie Mühle, Dame, Mikado, Fang den Hut etc.

-- Orientierungslauf mit Kartenlesen kennen die Peruaner meistens nicht, und weil es auch kaum Karten von Peru zu kaufen gibt, können die Peruaner auch kaum Karten lesen. Dies dürfte in allen Ländern der Fall sein, wo es kaum Karten und keine Orientierungsläufe gibt


SPIELZEUG

-- Spielzeug gibt es in Ayacucho praktisch nicht, weil keiner das Geld dazu hat


SPIELZEUG: PUPPEN-RASSISMUS

-- in einer Boutique für Babysachen und Kinderwaren an der Avenia Castilla gegenüber dem Hostal Sol sind nur weisse Puppen mit blauen Augen und blonden Haaren ausgestellt


KINDERBÜCHER

-- Winnie Puh ist oft anzutreffen, auf Bettdecken, auf Mousepads etc.

-- es scheint so zu sein, dass die Peruaner keine eigenen Kinderbücher entwickeln, und die Erzähltradition von Märchen habe ich in den zwei Wochen nicht bemerken können


KINDHEIT: MÄRCHENMANIPULATION

-- die Leute wissen meistens, dass das Leben kein Märchen ist


SPIELPLATZ

-- Spielplätze sind in Ayacucho kaum vorhanden

-- Sportplätze sind z.T. verfallen, Gras wächst auf dem Platz, der Platz ist z.T. sanddünenartig überwachsen, z.B. im Quartier Andamarca neben dem Quartier Sta. Ana


GELD IN DER KINDHEIT

-- die Kinder lernen früh, dass sie arm sind


JUNGFRAUENKULT DER KIRCHE BLOCKIERT - HEIRAT ALS FLUCHT AUS DEM ARMENHAUS

-- die Kirche hat einen enormen moralischen Einfluss, aber die Armut hat einen noch stärkeren Einfluss, dass die Frauen gleich heiraten wollen, oder dass Mütter ihre Bekannten oder Töchter vermitteln wollen

BRILLEN

-- in Ayacucho gibt es praktisch keine Leute mit Brillen, weil niemand das Geld dafür hat


ALLGEMEINBILDUNG

-- im Analphabetismus bleibt die Allgemeinbildung ziemlich tief und die Bevölkerung ist sehr anfällig für Vorurteile und pauschale Verhetzung. Das muss man wissen, wenn man mit den Leuten über Politik redet.


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Gesellschaftsentwicklung

-- Peruaner sind chronische Zu-spät-kommer, so genannte "demorrones" (demorrar: am Ort bleiben) oder "tardones" (tarde: spät)


GESELLSCHAFTSENTWICKLUNG: WÄSCHE WASCHEN - WÄSCHEREI

-- Wäschereien ("lavandoras") sind in Ayacucho kaum zu finden, alle waschen von Hand, wenn sie keine Waschmaschine haben, um die paar Soles zu sparen

-- die Frauen in Ayacucho waschen alle Wäsche von Hand und sind deswegen absolut stolz auf ihre Kleider und haben keine Zeit für weitere geistige Entwicklungen, und sie merken es nicht!


GESELLSCHAFTSENTWICKLUNG: RADIO UND TV IN AYACUCHO

-- das Kabel-TV in Ayacucho hat keine fremdsprachigen Sender in Englisch oder Deutsch, auch keine Erotikkanäle wie in Lima, es handelt sich um eine Diskriminierung sonder gleichen und die Bevölkerung bleibt in Unwissenheit über fremde Sprachen oder Erotik

-- die Werbung im TV / Fernsehen vermittelt auch keine sinnvollen Inhalte sondern nur Manipulation und weiteren Scheiss, z.T. in Comic-Formaten, die absolut unrealistisch sind, wenn Texte viel zu schnell ablaufen und durch Computer "verschnellert" worden sind


GESELLSCHAFTSENTWICKLUNG: "HILFSORGANISATIONEN"

-- Hilfsorganisationen habe in Ayacucho keine gesehen, und scheinbar macht niemand eine Analyse über die Armut in der Sierra


GESELLSCHAFTSENTWICKLUNG: GESCHICHTSMANIPULATION

-- der Stolz im Geschichtsbuch und durch Denkmäler fördert die Vorurteile und die pauschalen Urteile gegen das Ausland, z.B. gegen Chile


GESELLSCHAFTSENTWICKLUNG: MENTALITÄT

Justiz:

-- eine Justiz für Zivilangelegenheiten existiert nicht: Die Leute können sich innerhalb einer Beziehung oder innerhalb einer Familie schaden, wie sie wollen

-- die peruanischen Frauen sind in Beziehungsangelegenheiten gegenüber den Männern machtlos

-- die jungen peruanischen Frauen wissen auch oft nicht, welche Konditionen gut und welche destruktiv sind, sie machen einfach alles mit

Kriminalität:

-- eine Frau, die Männer mit Alkohol und Erotik abfüllt und dann die Männer beklaut, wird in Peru "pepera" genannt


GESELLSCHAFT: KABEL-TV in Perú

-- jegliche ausländische Sprache ist im Kabel-TV in Ayacucho nicht vorhanden, in Lima gab es wenigstens Englisch und Deutsch


GESELLSCHAFTSENTWICKLUNG: CLUBS

-- Clubs sind in Ayacucho nicht sichtbar präsent, man merkt von den Clubs der Reichen nur etwas, wenn man die Preise der grossen Hotels anschaut...


GESELLSCHAFTSENTWICKLUNG: FASNACHT / KARNEVAL in AYACUCHO

-- am Fasnachtsumzug sind die Zuschauer mit Regenschirmen unterwegs, um sich vor der Sonne zu schützen

-- die Fasnacht beginnt am Samstag und endet am Donnerstag, ganz schön lang

-- die Musikgruppen und Singruppen singen immer dasselbe Lied mit verschiedenen Texten, die politisch kritisch sind, die aber nur von Insidern verstanden werden. Deswegen ist die Fasnacht in Ayacucho für Touristen auf die Dauer eher langweilig

-- am Donnerstag werden in der ganzen Stadt mit musikalischer Live-Musik Bäume mit Kleidern aufgestellt, die z.T. den Verkehr massiv blockieren. Dann werden die Bäume gefällt und die Fasnacht mit Festerei bis 3 Uhr nachts mit viel Bier abgeschlossen: Es gibt kein anderes Getränk! Und entsprechend ist der Tanzplatz auch mit Scherben übersäht, widerlich!

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