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Encyclopaedia Judaica

Juden in Uruguay

Inquisition - Einwanderungswellen - Berufe - landwirtschaftliche Siedlungen - jüdisches Bankenbusiness - Institutionen - rassistische Zionisten - Bundisten und jiddische Kultur - Kulturleben - Zahlen - Beziehungen zum rassistischen Herzl-Israel

Encyclopaedia Judaica (1971): Uruguay, vol. 16,
                    col. 12. The Sholem Aleichem School of Montevideo,
                    Uruguay, Courtesy Comité Central Israelita,
                    Montevideo
Encyclopaedia Judaica (1971): Uruguay, Band 16, Kol. 12. Die Sholem-Aleichem-Schule von Montevideo,
Uruguay, Courtesy Comité Central Israelita, Montevideo

aus: Uruguay; In: Encyclopaedia Judaica 1971, Band 16

präsentiert von Michael Palomino (2008)

Übersetzung von Michael Palomino (2012)

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<URUGUAY, südamerikanische Republik, allgemeine Bevölkerungszahl 2,818,000 (Stand 1968); jüdische Bevölkerung 50,000

Kolonialzeit [Inquisition bis 1813]

Im Zusammenhang mit der jüdischen Geschichte während der Kolonialzeit in Uruguay existieren einige Dokumente. Im Jahre 1726 hielt der Gouverneur von *Montevideo, Bruno Mauricio de Zabata, immer noch an der akzeptierten Spanischen Formel fest, als er festsetzte, dass die ersten Siedler folgende Eigenschaften gehabt haben sollen: "Personen von Wert, mit guten Manieren, mit Ansehen und Familie, so dass sie nicht weniger als die Mohren oder die jüdische Rasse eingeschätzt werden sollen". Und im Jahre 1760 meinte Pedro Lagu, ein Kleriker von Colonia del Sacramento, hinsichtlich der Inquisition seinen Verdacht äussern zu müssen, dass in seiner Stadt sehr wohl jüdisches Leben existiere. Weitere diesbezügliche Quellen fehlen jedoch.

Mit der Abschaffung der Inquisition im Jahre 1813 erlaubte das nun aufkommende Gesetzessystem in Uruguay - zusammen mit der toleranten Bevölkerung - die tragfähige Gründung jüdischer Existenzenwährend der modernen Zeitepoche.

Die moderne Zeitepoche.

[Trennung von Religion und Staat 1918 - Ausschreitungen 1919 - Einwanderungswellen 1900-1940]

Die Verfassung von 1918, die durch José Batlle y Ordóñez in Kraft gesetzt wurde, setzte das Prinzip der Trennung von Kirche und Staat fest und definierte den legalen Status von Fremden, wie auch ihre Rolle im politischen Leben des Landes. (Kol. 10) [[...]]

Im Januar 1919, unter dem Vorwand, (Kol. 13)

Revolutionäre und Bolschewiken zu unterdrücken, und als Resultat der Ereignisse während der "Tragischen Woche" in Argentinien, wurden Strafmassnahmen gegen Arbeiter und gewisse Elemente der Unterschicht erlassen. 80% der jüdischen Bevölkerung wurde von der Polizei untersucht und es gab viele Festnahmen und Vertreibungen (Kol. 14). [[...]]

Die allgemein liberal eingestellte Öffentlichkeit, wie auch die (Kol. 10)

Verfassung liberal ist, die Eingeborenen und Fremden gleichermassen soziale und wirtschaftliche Gleichheit zugesteht, sorgte aber von den 1920er Jahren an für die Bedingungen einer erfolgreichen, jüdischen Gemeinde. Die Verfassungen von 1934 und 1952, die die Positionen der Regierung veränderten, hatten auf die vorherrschende Gesetzgebung keinen Einfluss.

Die früheste, erhältliche Information über jüdische Einwanderung nach Uruguay stammt aus dem Jahre 1898; ein Bericht von 1909 gibt an, dass in Montevideo 150 Juden lebten. In den Jahren 1917 und 1918 waren es 1700 Juden im Land, 75% davon waren sefardische Juden, der Rest stammte aus Russland, Rumänien, Polen und aus dem Elsass. Die Einwanderung wuchs zwischen 1925 und 1928 spürbar an, als Uruguay auch als Transitland fungierte - in einigen Fällen handelte es sich auch um illegale Durchreise - nach Argentinien, das zu dieser Zeit strenge Einwanderungsgesetze hatte. Im Jahre 1933 stieg die Einwanderung erneut an, obwohl kurz vor dem Zweiten Weltkrieg neue Einschränkungen erlassen wurden. Im Jahre 1939 wanderten 2200 Juden ins Land ein, während es im Jahre 1940 nur noch 373 waren (Kol. 11). [[...]]

In den 1930er Jahren wurden "Anti-Fremden"-Kampagnen organisiert, die für die jüdische Gemeinde eine ernste Drohung darstellten. Ihre Anstifter waren radikale Nationalisten und lokale und ausländische Faschisten (Vanguardia de la Patria), aber viele der traditionellen Liberalen machten da ebenfalls mit. Nun wurden die üblichen Rassendiskriminerungen eingeführt, bei Bürgersteig-Demonstrationen, in der Presse, und im Radio. Der fremde Charakter des Juden wurde dabei unterstrichen, und es wurden Vorstösse laut, jüdische Einwanderung zu verbieten und Juden aus dem wirtschaftlichen Leben und von anderen Einkommensquellen auszuschliessen. Die Gemeinde organisierte selbst eine Selbstverteidigung. Massnahmen gegen den wachsenden Faschismus wurden von der Regierung von General Alfredo Baldomir angenommen (eingeführt 1938), und während des Zweiten Weltkriegs genoss die Gemeinde den Schutz der Regierung (Kol. 14). [[...]]

WIRTSCHAFT.

[Berufe - Einfluss aus Deutschland und Handel und Kleinhandwerk - landwirtschaftliche Siedlungen]

Zuerst engagierten sich die Juden in Uruguay vor allem im Kleinhandel (Lebensmittel, Wäsche, Gebrauchtwaren), Hausiererei und Strassenhandel, Leichtindustrie (Nadeln, Leder, Felle, Textilien), oder waren unabhängige Handwerker (Schneider, Coiffeur, Uhrmacher, Maler), oder waren Angestellte (bei Bauarbeiten und Fabriken). Während der Wirtschaftskrise 1929-33 litt die jüdische Gemeinde schweren Schaden, aber mit dem Wiederaufschwung blühte sie wieder auf. Gleichzeitig gab die deutsche (Kol. 12)

Einwanderungswelle der 1930er Jahre neuen Schwung in den Handel und in Sachen Kleinhandwerk, und der Aufschwung dauerte auch während des Zweiten Weltkrieges an (Kol. 13) [[...]]

Drei Versuche, in Uruguay jüdisch-landwirtschaftliche Siedlungen einzurichten, schlugen fehl. Der erste Versuch war die Siedlung zum "19. April", die von 38 Familien  in Paysandú gegründet wurde. Die Leute hatten zuvor versucht, innerhalb der ICA-Siedlungen [[Siedlungen der Jewish Colonial Association]] in Brasilien zu siedeln. Sie erhielten vom "Instituto de Colonización" [[Kolonisierungsinstitut]] von der uruguayanischen Republik 9880 Acres Land. Nach einem schwierigen Beginn hatten die Siedler nach 10 Jahren einen ziemlichen Erfolg, aber dann verlor die Siedlung stetig ihre jüdischen Bewohner, so dass in den 1930er Jahren nur noch fünf jüdische Familien übrigblieben, und 1950 war es nur noch eine. [[Der Rückgang erfolgte wegen der attraktiveren Berufe in den Städten, und deswegen verliessen die Juden immer mehr ihre Höfe]].

Eine weitere jüdische Kolonie, die 1924 in Mercedes gegründet wurde, kam bald danach zum Ende. Die dritte, die "Tres Árboles" [[Drei Bäume]]-Siedlung (1938-39) war eine kommunistisch inspirierte, jüdische Unternehmung, aber sie ging vor allem deswegen zugrunde, weil die Banco Israelita del Uruguay [[Israelitische Bank von Uruguay]] Pleite ging, von der die Siedlung abhing (Kol. 13) [[...]]

[[Die Ureinwohner, die vertrieben oder ausgerottet wurden, werden in der Encyclopaedia Judaica nie erwähnt]].

[Jüdische Bankunternehmungen in Uruguay]

Die jüdisch-wirtschaftliche Entwicklung wurde durch Geldsummen für Lohn durch gegenseitige Hilfen unterstützt, die sich eventuell zu Bankunternehmungen entwickelten. Die "Primera Caja Israelita de Prestamo y Ayuda" [[Erste Israelitische Kredit- und Hilfskasse]] (1925) wurde zur "Banco Israelita del Uruguaya" [[Israelitische Bank von Uruguay]], eine der finanziellen Säulen der "Progressisten". Ihr Zusammenbruch im Jahre 1939 verursachte eine Kette weiterer Bankrotte innerhalb der kleinen Händler und Industriellen und verursachte ebenfalls den Zusammenbruch der landwirtschaftlichen Siedlung "Tres Árboles" [[Drei Bäume]]. Der Bank gelang aber ein Revival und konnte ihre Geschäfte wiederaufzunehmen. Die Bank "Centro Comercial e Industrial Israelita del Uruguay" [[Israelitisches Einkaufs- und Industriezentrum von Uruguay]] (1933), ab 1950 als "Banco Palestino-Uruguayo" [[Palästina-Uruguay-Bank]]bekannt, ist eine gut etablierte Institution mit Filialen sogar ausserhalb des Landes. Im [[rassistisch-zionistischen]] Israelwirkt die Bank speziell in Zusammenarbeit mit de Bank Leumi.

Zwei gut etablierte Handelskooperativen, eigentlich sind es Hausiererkooperativen, sind die "Corporación Comercial S.A." [[Handelskorporation AG]] ([[rassistisch]] pro-zionistisch, gegründet im Jahre 1930) und die "Cooperative Comercial del Uruguay" [[Handelskooperative Uruuguay]] (fortschrittlich ausgerichtet, gegründet im Jahre 1936), die mit dem Zusammenbruch der "Banco Israelita" [[Israelitische Bank]] ihre Türen schloss und 1945 unter dem Namen "La Amistad S.A." [[Freundschaft AG]] neu eröffnete. Weniger wichtige Institutionen sind die "Di ershte gmilus Khesed Kase" [[jiddisch]] und Akhim Rakhamin ve gmilus khasodim [[hebräisch]] (1938), die beide von polnischen Flüchtlingen gegründet wurden.

[Wachsende jüdische Mittelklasse ab den 1940er Jahren]

Wirtschaftliche Veränderungen in Uruguay während der 1940er Jahre brachten auch Veränderungen in der jüdischen Gemeinde. Die vorherrschende Klasse der Arbeiter, Handwerker und Kleinhändler der 1920er Jahre bahnte immer mehr einer sozialen Gruppe den Weg, die der Mittelklasse angehörte: Händler, Industrielle, bezahlte Angestellte und Experte. Es blieben nur wenige Arbeiter, und ein paar Leute wurden sogar sehr reich (Kol. 13). [[...]]

[Einwanderung ab 1945 - Eichmann-Prozess - antisemitische Ausschreitungen]

Nach dem Krieg  kamen aus Europa immer mehr verschobene Personen ("displaced persons") [[und ebenso kamen Altnazis nach Südamerika, auch nach Uruguay]]. Während der 1950er Jahre suchten ungarische Juden und Juden aus dem Mittleren Osten in Uruguay Zuflucht (Kol. 11). [[...]]

[[Zusätzlich zu dieser offiziellen jüdischen Einwanderungen kann angenommen werden, dass haufenweise Juden unter geänderten Namen und geänderter Religionszugehörigkeit ausgewandert sind, mit gefälschten Dokumenten unter Quoten anderer Nationen]].

Während des Eichmannprozesses (1961) kam es zu schweren, antisemitischen Ausschreitungen [[organisiert von den deutschen Altnazis in Uruguay]], provoziert durch lokale Neonazi-Vereinigungen, die mit ausländischen Zellen Kontakte pflegten. Die jüdische Gemeinde, unterstützt durch gewisse Filialen der Regierung und durch liberale, politische und intellektuelle Gruppen, organisierte ihre Verteidigung ein weiteres Mal. In den 1960er Jahren kam es zu sporadischen, antisemitischen Ausbrüchen, unterstützt von nationalistisch-radikalen Gruppen und weiteren Gruppen, die mit Neonazis in Verbindung standen. Einige von ihnen hatten ihren Ursprung in Argentinien (Kol. 14). [[...]

DIE ENTWICKLUNG DER INSTITUTIONEN

Während die jüdische Gemeinde dazu tendierte, sich in eine nationalistisch-sekuläre Richtung zu entwickeln, so war sie doch um das Überleben der jüdischen Tradition sehr besorgt. Zu Beginn waren die folgenden Gemeindeinstitutionen die wichtigsten: Ezra (1909), Hevra (Ḥevra) Kaddisha Ashkenazit (1916) und Hesed (Ḥesed) Shel Emet (1916, Sephardim), die den Friedhof unterhielten und die gegenseitige Hilfe verwalteten. Weitere Institutionen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg eingerichtet: das Comité de Protección de Imigrantes [[Einwanderer-Schutzkomitee]], unterstützt von der "Jewish Colonization Association" (ICA) [[Jüdische Kolonisierungsgesellschaft]], und später ein Zweig der HICEM; der "Hogar Obrero" [[Arbeiterhort]], angeschlossen an die Po'alei Zion, die eine Arbeiterküche und einen Fond für Arbeitslose unterhielt; und Morris Winchewsky gründete 1917 ein linkes Kulturzentrum als politisch neutrale Institution, die später zu einer wichtigen "progressistischen" (pro-kommunistischen) Institution mutierte. Da waren auch viele jiddisch-sprechende "landsfaraynen" [[Landsvereine]], die bekanntesten von ihnen waren bestanden aus bessarabischen, lithauischen und polnischen Juden. Während der 1940er Jahre wurden auch Gilden für jüdische Händler, Barbiere, Kleiderhändler, Bäcker und Schreiner eingerichtet. Nach 1933 wurden verschiedene Institutionen organisiert, um den Opfern des Nazismus zu helfen, und die deutsch-jüdische Gemeinde formte eine "Nueva Congregación Israelita" [[Neue Israelitische Gläubigengemeinschaft]] mit religiösen, erzieherischen, kulturellen und finanziellen Aktivitäten.

[Rassistische Zionisten in Uruguay: Demonstrationen für die Balfour-Erklärung - Grundstückgesellschaft ab 1960 für die Auswanderung in das rassistisch-zionistische Freimaurer-CIA-Herzl-Israel]

Die [[rassistisch]]-zionistische Bewegung begann ihre Aktivitäten im Jahre 1911, als Dorshei Zion gegründet wurde, anfangs als ein Zweig der "Argentinian Zionist Federation" [[Argentinisch-Zionistischen Gesellschaft]]. Die Ereignisse, die das weltweite Judentum betrafen, und die Aktivitäten der [[rassistisch]]-zionistischen Bewegung erweckten bei der jüdischen Bevölkerung während des Ersten Weltkriegs Sympathie und Unterstützung: Massendemonstrationen bejubelten die Balfour-Erklärung, Mitglieder der Gemeinde traten der Jüdischen Legion bei, während der 1920er Jahre wurden Proteste gegen die Pogrome in Zentraleuropa registriert, und es wurden Kampagnen gestartet, um gegen arabische Ausschreitungen von 1928-29 in Palästinazu protestieren.

Die [[rassistischen]], zionistischen Parteien liessen dann auch die Gründung weiterer, getrennter Organisationen zu: "Mizrachi", "Revisionisten", "Po'alei Zion" und die "General Zionists". Im Jahre 1945 begann die [[rassistisch]]-zionistische Bewegung, an Bedeutung zu gewinnen. Der "Concejo Central Sionista" [[Zentrale Zionistische Kongress]] wurde gegründet, der aus Vertretern aller Institutionen zusammengesetzt war, miteingeschlossen die "Federación Juvenil Sionista" [[Zionistische Jugendgesellschaft"]], und 1960 folgte die Gründung der "Federación Sionista Territorial Unificada" [[Vereinigte Zionistische Gebietsgesellschaft]] als repräsentative Körperschaft der "Jewish Agency" [[Jüdische Agentur]], die mit der Aufgabe betraut war, die (Kol. 11)

"Aliyah" [[Auswanderung nach Israel]] abzuwickeln. Alle [[rassistisch]]-zionistischen Fraktionen, miteingeschlossen die Jugend, die Pioniere, die Frauengruppen, sind in dieser Körperschaft vertreten (Kol. 12). [[...]]

[C.C.I. Syndikalisten - Kulturvereinigung Jaim Zhitlowsky - linke Gruppen mit Bund und jiddischer Kultur]

C.C.I [[Comité Central Israelita, Israelitisches Zentralkomitee]] wurde 1940 als Dachorganisation der Jüdischen Gemeinde gegenüber dem Regierunssitz eingerichtet und spielte eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung des Antisemitismus, speziell während des Zweiten Weltkriegs, während des darauffolgenden, sporadischen Wiederaufflammens des Neonazismus, und während der Zeit der Festnahme von Adolf *Eichmann und während dessen Prozesses. Die überwiegende Mehrheit der Führung der Gemeinden war [[rassistisch]]-zionistisch [[und die Antizionisten wurden niedergemacht und mundtot gemacht]]. Folglich hielt die C.C.I. normalerweise prozionistische Positionen und führte eine prozionistische Politik [[gegen die arabische Welt und deren Verbündeten]].

Parallel zu der weitverbreiteten zionistischen Verbindung in der jüdischen Arbeiterklasse waren anarchisch-militante Syndikalisten anzutreffen: Das waren Trotzkisten, Sozialisten, Bundisten und speziell Kommunisten, bekannt als die "Progressisten".

Die wichtigste Dachorganisation für die letzteren war die "Asociación Cultural Jaim Zhitlowsky" [[Kulturvereinigung Jaim Zhitlowsky]] (gegründet um 1935), die auch eine 300 Mitglieder umfassende Jugendorganisation hatte. Mitglieder der Organisation erhielten medizinische Leistungen, die von der "Mutualista Israelita del Uruguay" (gegründet 1940) geleistet wurden, und die Vereinigung unterhielt einen speziellen Bereich im jüdischen Friedhof.

Der Bund (gegründet 1929) war speziell effizient bei seiner Arbeit im jiddischen Kulturbereich, ausgeführt durch die "Liga Cultural I. Peretz" [[Kulturliga I. Peretz]], in sporadischer Zusammenarbeit mit der Po'alei Zion. Parteiische andererseits verurteilten die Beziehungen zwischen den [[rassistischen]] Zionisten und dem "progressiven" Block, vor allem ab den 1930er Jahren. Angesichts des immer mehr wachsenden Antisemitismus wurde 1938 ein Versuch gemacht, durch das kurzlebige "Comité Contra el Nazismo y el Antisemitismo" [[Anti-nazistisches und anti-antisemitische Komitee]] eine gemeinsame Front zu bilden, um die Gemeinde zu verteidigen und sie gegenüber der Regierung zu vertreten. Nichtsdestotrotz gingen jedoch die internen Unstimmigkeiten weitere und vertieften sich noch während des Krieges. Nach der Einrichtung des [[rassistisch-zionistischen Freimaurer-CIA-Herzl]]-Staates Israel und während der stalinistischen Verfolgung von 1948-1952 schlossen sich einige "Progressisten" den zionistisch-orientierten Gemeinden an; die Mehrheit aber blieb bei ihren pro-kommunistischen Bindungen.

[Die Wirtschaft in den 1960er Jahren: Zerstörung der jüdischen Mittelklasse in den Inflationsjahren der 1960er Jahre]

Die allgemeine Wirtschaftskrise und die immerwährend Inflation während der späten 1960er Jahre bewirkten die schrittweise Auflösung der uruguayischen Mittelklasse, eine Auswirkung, die die jüdische Gemeinde in hohem Masse betraf (Kol. 13). [[...]]

GEMEINDEVERBINDUNGEN

Sozialer Kontakt zwischen Juden der ersten Generation in Uruguay und der nichtjüdischen Gemeinde findet hauptsächlich berufsbedingt und mit oberflächlichem Trend statt. Die zweite Generation hat einen höheren Grad der Integration und Anpassung erreicht, und Mischheiraten können unter ihnen sehr wohl beobachtet werden. In der sozialen Oberschicht oder bei den Militärs sind keine Juden auffindbar. Eine kleine Anzahl Juden findet sich in höheren Regierungspositionen, obwohl aktive Tätigkeit im politischen Leben ein eher neues Phänomen ist. Die Gemeinde als Ganzes ist unparteiisch, und Juden in legislativen Behörden sind isolierte Einzelfälle. Antisemitische Kampagnen wurden jeweils in Zeiten von Wirtschaftskrisen gestartet, oder bei sozialer Instabilität, und unter autoritären Regierungen (Kol. 13). [[...]]

JÜDISCHE ERZIEHUNG


Seit Anbeginn haben beide Gemeinden - die Aschkenasim und die Sefardim - religiöse Arbeiten unterhalten. Im Jahre 1929 richtete die aschkenasische "hevra kaddisha" [[jüdische Begräbnisgesellschaft]]ein Erziehungsnetzwerk in Zusammenarbeit mit der ICA [[Jüdische Kolonisationsgesellschaft]]. Die bekanntesten Erziehungseinrichtungen sind:

-- die [[rassistische]], pro-zionistische Herzl-Schule, gegründet 1928;
-- die Talmud Torah Eliezer ben Yehuda, gegründet 1928 durch die sefardische hevra kaddisha;
-- die Sholem-Aleichem-Schule, gegründet 1941 durch die linke Organisation Po'alei Zion;
-- die Mizrachi-Schule und die Yeshivah ha-Rav Kook, gegründet 1945, die ausserdem 1956 die Ma'aleh-Mittelschule gründete;
-- und die ultraorthodoxe "Talmud Torah und Heder" [[Schule für Kinder bis 13 Jahre]] Adat Yere'im, gegründet 1948.

Die wichtigste all dieser Institutionen ist die "Escuela Integral" [[Gesamtschule]], gegründet 1962, wo 1970 über 1000 Schüler eingeschrieben waren. Jüdische Schulen wurden ab den 1920er Jahren auch in verschiedenen Teilen im Landesinnern betrieben. 1954 wurde von der Va'ad ha-Hinnukh ein Lehrerseminar der aschkenasischen Gemeinde organisiert. Die sogenannten "Arbeiterschulen", aktiv von 1925 bis in die 1950er Jahre, folgten den Jiddishisten, den Linken, und somit der nichtzionistischen Ideologie. Die wichtigste, solche Institution ist die Schule "Jaim Zhitlowsky" (gegründet 1930).

Familiäre Erziehung wird von den [[rassistischen]] Zionisten und den Pionier-Jugendgruppen erteilt, miteingeschlossen die Benei Akiva, Dror, Ha-Shomer ha-Za'ir (Ẓa'ir), Ha-No'ar ha-Ziyyoni (Ẓiyyoni), und Betar.

Lokale Jugendorganisationen sind u.a.

-- die "Union Universalista Kadima" (gegründet 1940);
-- "Hebraica-Macabi" (mit sozialen und sportlichen Aktivitäten);
-- "Juventud Sefaradí" [[Sefardische Jugend]];
-- und die jüdische Sektion der "Nueva Congregación Israelita" [[Neue, Israelitische Vereinigung]].

Ihre Aktivitäten werden durch die "Federación Juvenil Sionista" [[Zionistische Jugendvereinigung]] koordiniert (gegründet 1941), die wiederum von der "Federación Sionista Territorial" [[Zionistische Gebietsföderation]] vertreten wird, durch das "Comité Central Israelita" [[Zentrales Israelitisches Komitee]], und durch den [[rassistisch-zionistischen]] World Jewish Congress. Ebenso erfolgt eine Zusammenarbeit mit nicht-jüdischen Jugendorganisationen. Die "progressistische" Jugend ist in der "Federación Juvenil Jaim Zhitlowsky" [[Jugendvereinigung "Jaim Zhitlowsky"]] organisiert, die zwei Zentren betreibt. Ihre Mitgliederzahl ging aber in der Zeit nach Stalin zurück.

RELIGIÖSES UND KULTURELLES LEBEN

[Vereinigungen]

Angesichts der dominierenden, sekulären Trends in der Gemeinde gibt es da ein bisschen religiösen Extremismus. Da kann eine grundlegende Tradition beobachtet werden, und die Gemeinden übernehmen die Verantwortung, diese auch zu erfüllen, (Kol. 14)

was die Rituale anbetrifft. In der Aschkenasi-Gemeinde, die unter der Kontrolle der "Va'ad ha-Ir le-Inyanei ha-Dat" steht, wurden religiöse und kommunale Funktionen bereits seit 1942 voneinander getrennt. Es existieren kleine Gruppen extrem-orthodoxer Juden, die in den 1950er Jahren aus Ungarn und Transilvanien eingewandert sind und die "Kehillah Adal Yerepim" eingerichtet haben. Eine religionsübergreifende Organisation, die von Katholiken, Evangelisten und Juden zusammen ins Leben gerufen wurde, ist bei der Unterstützung zwischenreligiöser Harmonie aktiv und ist in der sozialen Arbeit engagiert.

Das Kulturleben dagegen dominiert und ist im Programm der Mehrheit der Institutionen vorhanden, die sozial, politisch und erzieherisch tätig sind. Meistenteils haben die kulturellen Aktivitäten einen informativen Charakter über beide Teile, den jüdischen und den generellen Aspekt, und sind normalerweise in Spanisch ausgeführt. Unter den Mitgliedern der älteren Aschkenasi-Generation ist Jiddisch gewöhnlicher. Eine kleine Anzahl von Hebräisten hat die "Moadon Ivri" gegründet.

[Jüdische Literatur in Uruguay]

Die wichtigste, lokale Literaturaktivität ist die Übersetzung von Werken jüdischer Schriftsteller ins Spanische. Wenige Autoren unter der ersten Generation haben originale, literarische Werke über jüdisch-philosophische, -religiöse und -historische Themen auf Jiddisch und Hebräisch geschrieben. Autoren der zweiten Generation haben Essays und Literatur allgemeiner Art auf Spanisch verfasst.

*YVO hat eine Filiale in Uruguay mit einem Archiv und einer Bibliothek, und die jüdischen Schriftsteller und Journalisten haben ihre eigene Vereinigung.

[Jüdische Presse in Uruguay]

Die jüdische Presse in Uruguay war zuerst mit der argentinischen Presse eng verbunden. Es begann im Jahre 1920 mit der spanischen "Voz Hebrea" [[Hebräische Stimme]], und in den 1930er Jahren kamen die Tageszeitungen "Der Tog" [[jidd.: Der Tag]] und die "Morgentsaytung" [[jidd.: Morgenzeitung]] hinzu. In den 1960er Jahren hatte die jüdische Gemeinde Uruguays immer noch drei Tageszeitungen: "Folksblat" [[jidd.: Volksblatt]] (gegründet 1934), "Haynt" (gegründet 1957) und die kommunistische Zeitung "Unzer Fraynt" [[jidd.: Unser Freund]] (gegründet 1935). Heute (1970) existieren nur noch zwei: die in Spanisch herausgegebene Wochenzeitung "Seminario Hebreo" (gegründet 1954) und die religiöse Zweiwochenzeitschrift "Der Moment" (gegründet 1940), die bis heute an den Hauptstrassen von Montevideo verkauft wird. Ergänzt wird das Bild durch einige weitere Publikationen mit informativem Charakter. Die bekannteste davon ist das "Gemeindeblatt" (gegründet 1938), ein monatliches Bulletin der deutschsprechenden Gemeinde.

[R.P.RA.] (Kol. 15) [[...]]

[Zahlen 1970]

Obwohl keine Volkszählung bei der jüdischen Bevölkerung stattgefunden hat, so wird die Anzahl Juden in Uruguay auf ungefähr 50.000 geschätzt (1970), davon leben 48.000 in der Hauptstadt Montevideo. Ungefähr 1200 Juden leben im Inneren des Landes, und ungefähr 90 jüdische Familien leben in Paysandú, die zweitgrösste Stadt des Landes. 70% der Juden sind Osteuropäer, 15% Westeuropäer, 12% sefardische Juden, und 3% sind ungarische Juden (Kol. 11). [[...]]

Im Jahre 1970 verfügte die jüdische Gemeinde in Montevideo über vier "kehillot" [[Vereinigungen]]:

-- "Comunidad Israelita de Montevideo" [[Israelitische Gemeinde von Montevideo]] (Ashkenazim, gegründet 1932), mit 4000 Mitgliedern;

-- "Comunidad Israelita Sefaradía" [[Israelitisch-sefardische Gemeinde]] (gegründet 1932), mit 1500 Mitgliedern;

-- "Nueva Congregación Israelita" [[Neue Israelitische Vereinigung]] (deutsch-sprechend, gegründet 1936), mit 1500 Mitgliedern;

-- und die "Sociedad Húngara de Montevideo" [[Ungarische Gesellschaft von Montevideo]] (gegründet 1942), mit 22 Mitgliedern.

Sie sind alle vereinigt unter der Dachorganisation "Comité Central Israelita" (C.C.I.) [[Israelitisches Zentralkomitee]], das mit dem [[rassistisch-zionistischen]] World Jewish Congress verbunden ist (Kol. 12). [[...]]

Im Jahre 1970 waren die wirtschaftlichen Tätigkeiten der Juden gut etabliert: Industrie, Textilienhandel, Felle, Möbel, pharmazeutische Produkte, Plastikprodukte, Metallarbeiten, Elektronik. Mitglieder der Expertenberufe halten in der wirtschaftlichen Leiter vermittelnde Positionen ein, und eine kleinere Anzahl Juden waren Partner bei landwirtschaftlichen Körperschaften, die auf dem Land arbeiteten und dort ihre Produkte verkauften (Kol. 13).


Die Verbindungen zum [rassistisch-zionistischen Freimaurer-CIA-Herzl]-Israel

Uruguay drückte durch seinen Abgeordneten bei den Vereinten Nationen so früh wie möglich, schon 1920 an der Konferenz von San Remo, seine Unterstützung für [[rassistisch-zionistisch]]-jüdische Aspirationen in Erez Israel [[Land Israel]] aus, abgestützt auf die *Balfour-Erklärung. Im April 1947 war Uruguay unter denjenigen Nationen, die für die Installierung eines "United Nations Special Committee on Palestine" (UNSCOP) eintraten [[UN-Spezialkomitee zu Palästina]]. Einer der Mitglieder des Komitees war Enrico Rodrigues Fabrikant aus Uruguay. Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern begannen mit einer enthusiastischen Unterstützung für den Teilungsplan von Palästina, vorgetragen vom uruguayanischen UN-Vertreter, um einen [[rassistischen]] Judenstaat einzurichten.

Bei der Versammlung und bei den Beratungen, die der zustimmenden Abstimmung vom 29. November 1947 vorausgingen, leistete die uruguayanische Delegation einen grossen Beitrag zur Unterstützung. Uruguay war auch eines der ersten lateinamerikanischen Länder, und unter den ersten Ländern der Welt, die den [[rassistisch-zionistischen Freimaurer-CIA-Herzl]]-Staat Israel anerkannten (am 19. Mai 1948).

Montevideo war die erste lateinamerikanische Hauptstadt und die vierte Stadt der Welt, in der das [[rassistisch-zionistische]] Israel diplomatische Vertreter unterbringen konnte (1. November 1948). Am 11. Mai 1949 zeigte sich Uruguay auffällig mit einem negativen Votum bezüglich der internationalen Verwaltung von Jerusalem. Die uruguayanische Gesandtschaft, die 1951 in Tel Aviv eingerichtet wurde, kam 1956 nach Jerusalem. Nach dem Sechstagekrieg (1967) war Uruguay unter denjenigen Staaten, die sich bezüglich der Vereinigung von Jerusalem der Stimme enthielten.

Beide Staaten haben zu ihrer gegenseitigen Ehrung Strassen getauft, und es kam auch zum Austausch parlamentarischer Delegationen (1957-58). Die beiden Länder haben ein Handels- und Seeabkommen abgeschlossen, und in den jüdischen Bergen wurde zu Ehren (Kol. 15)

des uruguayanischen Nationalhelden Artigas (1958) ein Wald gepflanzt (Kol. 15-16). Im selben Jahr wurden die diplomatischen Vertretungen in Montevideo und Jerusalem zu Botschaften erhoben, und die Aussenminister beider Staaten machten gegenseitig Besuche in den Jahren 1959 und 1966. Ein Besuch durch den Präsidenten des [[rassistisch-zionistischen Freimaurer-CIA-Herzl]]-Staates Israel in Uruguay und der Gegenbesuch des uruguayanischen Ministers, von Parlamentsmitgliedern, Wissenschaftlern, Autoren und Künstlern sind klarer Ausdruck freundlicher Beziehungen beider Staaten.

Als der damals für Israel als Aussenminister tätige Moshe Sharrett im Jahre 1953 Uruguay besuchte, unterzeichnete er mit der Regierung ein Kulturabkommen. Das Uruguay-Israel-Institut für Kulturelle Beziehungen wurde ebenfalls eingerichtet.

Im Jahre 1968 betrug die Summe der Exporte des [[rassistisch-zionistischen Freimaurer-CIA-Herzl]]-Israel nach Uruguay 214.000 $ und 1949 212.000. Das [[rassistisch-zionistische Freimaurer-CIA-Herzl]]-Israel importierte im Jahre 1968 Waren von Uruguay im Wert von 3.360.000 $, und im Wert von 4.433.000 $ im Jahre 1969. Das [[rassistisch-zionistische Freimaurer-CIA-Herzl]]-Israel exportiert vor allem Minerale und chemische Produkte nach Uruguay, und importiert Fleisch und Wolle. Ein Handelsabkommen wurde zwischen den beiden Staaten am 13. Juni 1968 unterzeichnet, und ein Abkommen für wissenschaftliche und technische Kooperation zur gleichen Zeit ebenfalls. Ein Abkommen für Atomentwicklung wurde am 23. Juni 1966 unterzeichnet. Israel hatte Uruguay mit Stipendien geholfen, auf den Gebieten wie Landwirtschaft, Leben in Kooperativen, Sozialarbeit und Erziehung.

[N.Y.]

Bibliographie

-- A. Sapolinsky in: In the Dispersion, 2 (1963), 74-88; 3 (1963/64), 90-107
-- J. Beller: Jews in Latin America (1963), 218-30
-- J. Shatzky: Yidishe Yishuvim in Latayn-Amerike [[Yiddish Jews in Latin America]] (1952), 15-25
-- World Jewish Congress: Judíos en el Uruguay [[Jews in Uruguay]] (Sp. 1957)
-- I. Ganon, in: Commentario, 14 no. 54 (1967), 52-56
-- J. Jarosolinsky: ibid, 76-83
-- B. Lewin: Los Judíos bajo la Inquisición en Hispanoamérica [[The Jews and the Inquisition in Spanish America]] (1960)
-- A. Monk and J. Isaacson (eds.): Comunidades Judías de Latinoamérica [[Jewish Communities in Latin America]] (1968), 115-21.> (col. 16)

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Quellen
Encyclopaedia Judaica 1971: Uruguay,
                              Band 16, Kol. 10
Encyclopaedia Judaica 1971: Uruguay, Band 16, Kol. 10
Encyclopaedia Judaica 1971: Uruguay,
                              Band 16, Kol. 11-12
Encyclopaedia Judaica 1971: Uruguay, Band 16, Kol. 11-12
Encyclopaedia Judaica 1971: Uruguay,
                              Band 16, Kol. 13-14
Encyclopaedia Judaica 1971: Uruguay, Band 16, Kol. 13-14
Encyclopaedia Judaica 1971: Uruguay,
                              Band 16, Kol. 15-16
Encyclopaedia Judaica 1971: Uruguay, Band 16, Kol. 15-16


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